Faktencheck Sommer 2025 im Destinations-Vergleich

Hotellerie
Faktencheck Sommer 2025 im Destinations-Vergleich
Controlling & Benchmarks Destination Hotellerie Gastronomie
Mag. (FH) Helmut List, MSc
Managing Partner & Geschäftsführer
Innsbruck, Österreich
helmut.list@kohl-partner.at+43 512 21 43 15+43 664 8588694Zum AutorSolide Ergebnisse bei Auslastung und Umsätzen, dennoch sinkt die Zuversicht im Tourismus. Für viele Betriebe gilt der Winter als Hoffnungsträger. Das zeigt die aktuelle Branchenumfrage der Tourismusberatung Kohl > Partner, die Österreich, Deutschland, Südtirol und erstmals auch die Schweiz gegenüberstellt.
Mit knapp 300 Teilnehmenden verzeichnet die Umfrage von Kohl > Partner erneut großes Interesse. Obwohl die Tourismusstatistik der Sommersaison 2025 bisher positiv ausfällt, kämpfen die Tourismusbetriebe mit wachsender Unsicherheit, was sich in einer unerwartet gedämpften Stimmung niederschlägt. Der allgemeine wirtschaftliche Ausblick in den Kernmärkten, das volatile Marktumfeld und Veränderungen im Gästeverhalten beeinflussen die Branche spürbar. „Obwohl die Zahlen im Sommer relativ gut aussehen, zeigt sich eine deutliche Unsicherheit. Die aktuelle Vorschau lässt jedoch auf einen starken Winter hoffen“, erklärt Helmut List, Geschäftsführer von Kohl > Partner.
Das aktuelle Stimmungsradar von Kohl > Partner zeigt: Die Zuversicht in der Tourismusbranche hat im Sommer 2025 in allen untersuchten Regionen nachgelassen. Auf einer Skala von 1 (pessimistisch) bis 5 (optimistisch) lag der Durchschnittswert der Umfrage im vergangenen Jahr noch bei 3,2 – heuer sank er auf 2,8. Zwar blieb die Auslastung weitgehend stabil, doch ist ein klarer Trend zu mehr Vorsicht und Zurückhaltung erkennbar.
Das Stimmungsradar 2025 macht deutliche regionale Unterschiede sichtbar: Südtirol und Deutschland verzeichnen die stärksten Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr. Trotz nach wie vor überdurchschnittlicher Werte in Südtirol (3,1) ist die Stimmung dort spürbar gesunken. In Deutschland fiel der Wert auf 2,9 und signalisiert ebenfalls Zurückhaltung. Österreich liegt mit 2,7 am unteren Ende der Skala.
Am optimistischsten zeigen sich die Betriebe in der Schweiz: Mit einem Wert von 3,2 erreicht das Land – erstmals in der Umfrage vertreten – den höchsten Score.
Auffällig ist jedoch nicht nur die gesunkene Durchschnittsnote, sondern auch der deutliche Rückgang an optimistischen Stimmen in allen Regionen. Zugleich wuchs der Anteil neutraler Bewertungen, was die verbreitete Unsicherheit und Zurückhaltung in der Branche unterstreicht.
Die aktuelle Befragung zeigt eine klare Verschiebung bei den größten Herausforderungen der Tourismusbetriebe. Während im Vorjahr die Mitarbeitergewinnung im Vordergrund stand, dominieren 2025 vor allem Auslastung und das kurzfristige Buchungsverhalten.
In der Schweiz zeigt sich zudem am stärksten der Einfluss des internationalen Tourismus, was die Herausforderungen zusätzlich differenziert.
Bei der Auslastung im Sommer 2025 zeigt sich ein gemischtes Bild: Die meisten Betriebe konnten das Vorjahresniveau halten, doch die Unterschiede zwischen den Regionen sind deutlich. Besonders positiv fällt die Schweiz auf, wo fast die Hälfte der Betriebe eine bessere Auslastung meldet, der höchste Wert aller Regionen. In Südtirol und Österreich liegt der Anteil an Zuwächsen niedriger, während zugleich auch Rückgänge gemeldet wurden. In Deutschland dominiert das Halten des Vorjahresniveaus, allerdings berichten (ähnlich wie in Österreich) mehr als ein Viertel der Betriebe von Verlusten. Das Ungleichgewicht innerhalb der Regionen verdeutlicht, dass sich die Kräfte zunehmend verschieben und die Unterschiede zwischen Gewinnern und Verlierern am Markt größer werden.
Die Vorschau auf die restliche Sommersaison zeigt bei 28 % der Betriebe in Österreich, 30 % in Südtirol, 27 % in der Schweiz und 16 % in Deutschland eine Steigerung zum Vorjahr. Rund 75 % rechnen hingegen mit gleich vielen oder weniger Buchungen, wobei Österreich mit 47 % hier am schwächsten abschneidet. Das kurzfristige Buchungsverhalten sorgt für Unsicherheit, und der „Pickup“ im Herbst wird nun entscheidend für eine positive Entwicklung sein.
Die Ergebnisse zur Preisdurchsetzung fallen im Sommer 2025 deutlich positiver aus als im Vorjahr. In Südtirol sind 76 % der Befragten mit der Preisdurchsetzung zufrieden oder sehr zufrieden, in der Schweiz 64 %, in Österreich 57 % und in Deutschland 53 %.
Damit zeigt sich eine klare Verbesserung: Die Gäste haben die inflationsbedingten Preissprünge weitgehend akzeptiert. Auffällig bleibt lediglich Deutschland, wo 37 % der Betriebe die Preisdurchsetzung kritisch beurteilen, vermutlich beeinflusst durch die präsente Diskussion um die Mehrwertsteuererhöhung.
Die Ergebnisse zeigen klar: Gäste planen ihre Ausgaben sorgfältig und tätigen kaum Impulskäufe. In Österreich und Deutschland beobachten jeweils 68 % der Betriebe ein sparsameres Konsumverhalten, in Südtirol sind es 58 %. Auch in der Schweiz merken 45 % der Betriebe, dass Gäste ihre Ausgaben zurückhalten. Damit wird deutlich: Die Urlaubsbudgets bleiben insgesamt eng bemessen, Zusatzkonsumationen finden nur vereinzelt statt.
Die Umfrage zeigt deutlich, in welchen Bereichen Gäste im Sommer 2025 am meisten sparen. An erster Stelle steht die Gastronomie. 50 % der Betriebe berichten von geringeren Ausgaben ihrer Gäste für Essen und Trinken. An zweiter Stelle folgt die Aufenthaltsdauer mit 27 %. Damit wird klar: Es wird nicht nur im Urlaub gespart, sondern zunehmend auch am Urlaub selbst.
Die Umsatzerwartungen der Betriebe sind insgesamt positiver als im Vorjahr. Über 70 % der Befragten gehen davon aus, dass ihre Umsätze gleich oder besser als im Vorjahr sein werden. Besonders optimistisch zeigen sich die Betriebe in Deutschland, der Schweiz und Südtirol, wo jeweils über 40 % mit steigenden Umsätzen rechnen. In Österreich dagegen bleibt die Einschätzung verhaltener: Ein Drittel der Betriebe erwartet hier einen Rückgang.
Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich eine überraschend positive Entwicklung bei der Mitarbeitersituation. In der Schweiz geben 81 % der Betriebe an, ausreichend Mitarbeiter gefunden zu haben. In Österreich und Südtirol berichten nur noch 23 % bzw. 28 % der Betriebe von Engpässen. Etwas angespannter bleibt die Lage in Deutschland, wo 32 % der Betriebe einen Mitarbeitermangel angeben. Insgesamt lässt sich jedoch feststellen: Die Maßnahmen der letzten Jahre – etwa Investitionen in Mitarbeiterunterkünfte, verbesserte Arbeitszeitmodelle und höhere Löhne – zeigen Wirkung.
Mit Blick auf die Wintersaison 2025/26 überwiegt eine neutrale Grundstimmung: 47 % der Befragten erwarten ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr. Auffällig ist jedoch der gestiegene Optimismus: 36 % blicken positiv auf die Saison – deutlich mehr als im Vorjahr mit 25 %. Pessimistisch zeigt sich hingegen nur eine Minderheit von 17 %.
Damit positioniert sich der Winter einmal mehr als Hoffnungsträger für die Branche.
Die aktuelle Buchungsvorschau zeigt ein differenziertes Bild: 25 % der Betriebe verzeichnen bereits mehr Buchungen als im Vorjahr, während 29 % noch hinter den Vergleichswerten zurückliegen. Rund die Hälfte der Betriebe (47 %) bewegt sich derzeit auf Vorjahresniveau.
Damit bestätigt sich: Nach einem bereits sehr hohen Vorjahresniveau wird der kommende Winter zur entscheidenden Bewährungsprobe für die Nachfrageentwicklung.
Trotz guter Auslastung in der Sommersaison, einer stabilen Preisdurchsetzung und einer insgesamt positiven Vorschau für die Wintersaison zeigt sich die Stimmung in der Branche schlechter als im Vorjahr. Die Einschätzungen der Befragten spiegeln eine spürbare Unsicherheit wider, die vor allem auf die allgemeine Marktsituation und die weiterhin hohen Kostensteigerungen zurückzuführen ist.
„Die getrübte Stimmung in der Branche entspricht derzeit nicht den tatsächlichen Indikatoren und ist stark von Ängsten rund um das Marktumfeld geprägt“, resümiert Helmut List, Managing Partner bei Kohl & Partner. „Positive Impulse und Zuversicht in Kombination mit konkreten Maßnahmen sind in der aktuellen Lage notwendig.“
Auf Basis der Ergebnisse empfiehlt Kohl > Partner drei zentrale Handlungsfelder: