Human Resources & Employer Branding 

11.06.2025
uservon Helmut List
Mag. (FH) Helmut List, MSc

Mag. (FH) Helmut List, MSc

Managing Partner & Geschäftsführer

Innsbruck, Österreich

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Aktuelle Entwicklungen im Employer Branding und Recruiting

Zu diesem spannenden Thema führte der langjährige Kohl > Partner Berater Helmut List ein Interview mit Frau Mag. Karin Kirchmair-Lindner, Unternehmensentwicklerin, Wirtschaftstrainerin & Coach.

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Karin, du bist Expertin für Employer Branding und Recruiting. In einer Zeit, in der der „War for Talent“ heftiger tobt als je zuvor, interessieren sich viele Unternehmen für deine Sicht auf diese Themen. Fangen wir doch direkt an – welche Entwicklungen beobachtest du aktuell im Employer Branding und Recruiting?

Der Arbeitsmarkt steckt mitten in einem Transformationsprozess. Das Recruiting, wie wir es heute kennen, wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Arbeitgebermarke wird in Zukunft den entscheidenden Unterschied machen, weil potenzielle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz nach völlig neuen Kriterien auswählen. Die richtigen Mitarbeiter zu finden und – noch wichtiger – diese langfristig zu halten, ist heute um ein Vielfaches komplexer als früher. Hier sprechen wir von einem 3- bis 5-fachen Aufwand im Vergleich zu vor 10 Jahren.

Das heißt, Authentizität ist entscheidend. Aber wie erreichen Unternehmen das? Was sind die größten Herausforderungen?

Neben Authentizität ist die Identität entscheidend. Authentizität zeigt, wie glaubwürdig ein Unternehmen wirkt, während die Identität die Werte und Kultur widerspiegelt, die das Unternehmen ausmachen. Authentizität ist also der sichtbare Ausdruck der Identität – beide müssen im Employer Branding zusammenpassen, um überzeugend zu wirken. Ohne Identität bleibt Authentizität leer, ohne Authentizität bleibt Identität unsichtbar.

Authentisch wird ein Unternehmen dann, wenn es seine Kultur und Werte auch wirklich lebt und offen zeigt, wie und wer es ist – einschließlich seiner Ecken und Kanten. Viele Unternehmen haben Sorge, potenzielle Kandidaten damit abzuschrecken. Doch gerade eine ehrliche Kommunikation sorgt dafür, dass die passenden Menschen, die sich mit der Unternehmenskultur verbunden fühlen, das Unternehmen attraktiv finden und bleiben. Ein natürlicher Auftritt – als Gegenpol zur künstlichen Scheinwelt – zieht genau die Talente an, die unsere Kultur stärken und langfristig zu uns passen.

Das klingt nach einer klaren Haltung. Wie wirkt sich das auf den Recruiting-Prozess aus?

In unserer Rolle als Headquarter und strategischer Partner für viele Unternehmen haben wir eine klare Struktur entwickelt und bringen tiefgehende Expertise im Auswahlprozess ein. Bewerbungen durchlaufen bei uns einen umfassenden Filter, der mit hoher Wahrscheinlichkeit sicherstellt, dass wir die richtigen Persönlichkeiten empfehlen. Unsere Arbeit basiert auf drei Ebenen. Auf Arbeitgeberseite sind das die Anforderungen der zu besetzenden Position, die Karrieremöglichkeiten im Unternehmen und die Unternehmenskultur.
Auf Bewerberseite beleuchten wir die Qualifikationen, die Karriereplanung und die Persönlichkeitsstruktur der Kandidaten. Dadurch erkennen wir nicht nur fachliche, sondern auch persönliche Eigenschaften und identifizieren damit, wer in welches Unternehmen und zur ausgeschriebenen Position passt.

Im Recruiting geht es heute darum, die richtigen Menschen zu erreichen – und nicht nur um hohe Bewerberzahlen. Dazu müssen Unternehmen sich von standardisierten, unpersönlichen Jobbeschreibungen verabschieden und hin zu einer authentischen, wertschätzenden Kommunikation kommen. Ich nenne das auch, eine innere Haltung für Begegnung auf Augenhöhe einzunehmen. Das bedeutet auch, dass sich das Interview – oft der entscheidende Moment für eine zukünftige Zusammenarbeit – stärker an den Bedürfnissen des Kandidaten orientieren muss. In über 90 % der Rückmeldungen aus tausenden Interviews werden Respekt und Wertschätzung als wichtigste Anforderungen an den neuen Arbeitsplatz genannt. Ebenso entscheidend ist eine zeitnahe Rückmeldung, ähnlich wie sie bei Gästeanfragen erwartet wird.

Gibt es bestimmte Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um diesen Wandel einzuleiten und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren?

Unser Prozess für Mitgliedsbetriebe beginnt immer mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Was zeichnet diesen Betrieb als Arbeitgeber wirklich aus, und wo gibt es noch Verbesserungspotenzial? Diese Analyse erfolgt in einem strukturierten Ablauf mit der Geschäftsführung und ausgewählten Mitarbeitern des Betriebs. So entsteht ein authentisches Bild, das die Basis für eine wirksame Außenkommunikation bildet.

Im nächsten Schritt unterstützen wir unsere Mitgliedsbetriebe dabei, die gewonnenen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Maßnahmen klar und greifbar umzusetzen. Mithilfe gezielter Begleitprogramme setzen wir dort an, wo es den größten Mehrwert bringt. Besonders wirkungsvoll zeigt sich hier die Entwicklung der Führungskräfte. Mit 16 klar definierten Fairnesskriterien und einer Schritt-für-Schritt-Begleitung wird die Umsetzung für Unternehmen gut handhabbar. Diese messbaren Standards helfen, die Fluktuation zu senken, die Verweildauer im Unternehmen zu steigern und die Weiterempfehlungsrate als Arbeitgeber zu stärken.

Die Effekte gehen noch weiter: Ein gut integriertes Team stärkt das Miteinander und steigert die Gästezufriedenheit, während stabile und zufriedene Teams langfristig auch die Personalkosten senken. So entstehen letztlich wertvolle Freiräume für unternehmerische Aufgaben und eine nachhaltige Positionierung als attraktiver Arbeitgeber.

Abschließend – was rätst du Unternehmen, die in Employer Branding und Recruiting investieren möchten?

Der wichtigste Rat! Seht Employer Branding und Recruiting als strategische, langfristige Investition – als Freund und nicht als Feind. Beginnt mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme, die eine klare Grundlage schafft – sowohl für eure Stärken als auch für mögliche Entwicklungsfelder als Arbeitgeber. Nehmt dabei die Perspektiven eurer Mitarbeiter ernst und bindet sie aktiv in den Prozess ein.

Eine starke Arbeitgebermarke ist kein kurzfristiges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der ernst genommen und gestaltet werden muss und mit den Werten und der Kultur des Unternehmens übereinstimmt. Nur so zieht ihr die Menschen an, die wirklich zu euch passen und langfristig bleiben. Klare, messbare Standards – wie unsere Fairnesskriterien – helfen dabei, Fortschritte sichtbar und die Effekte greifbar zu machen.

Unser Team begleitet Unternehmen in diesem Prozess Schritt für Schritt, von der ehrlichen Analyse über die Implementierung von Führungskräfteentwicklungsprogrammen bis hin zur Einführung einer wertschätzenden Feedbackkultur. So setzen wir jeden Aspekt im Employer Branding und Recruiting optimal um. Das senkt nicht nur die Fluktuation und steigert die Mitarbeiterbindung, sondern wirkt sich auch positiv auf die Gästezufriedenheit und langfristig auf die Personalkosten aus.

Und für jene, die denken, bereits gut aufgestellt zu sein: Gerade dann ist es wichtig, dranzubleiben! Employer Branding lebt von einem kontinuierlichen Feinschliff, der auch Top-Arbeitgebern hilft, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu reagieren. Wer diesen Weg konsequent geht, stärkt seine Arbeitgebermarke nachhaltig und bleibt langfristig attraktiv für die besten Talente.

Danke dir für das inspirierende Gespräch und die wertvollen Einblicke!

Sehr gerne, danke dir!

Mag. Karin M. Kirchmair-Lindner
www.atract.at

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