Die Spannungsfelder der kommunalen Bäder

Lebensqualität
Die Spannungsfelder der kommunalen Bäder
Infrastruktur

Mag. (FH) Martin Mayerhofer, MSc
Managing Partner & Geschäftsführer
Villach, Österreich
martin.mayerhofer@kohl-partner.at+43 4242 21 123+43 664 85 88 693Zum AutorWie kann eine Gemeinde eine bestehende Badeanlage sinnvoll weiterentwickeln, wenn gleichzeitig regionale Versorgungslücken bestehen und die Investitionskraft begrenzt ist? Genau mit dieser Frage beschäftigte sich die Gemeinde Pettneu gemeinsam mit dem Tourismusverband – und zog Kohl > Partner zur wirtschaftlichen Prüfung und strategischen Projektbeurteilung hinzu.

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Die Tiroler Bäderstudie hat deutlich gezeigt: Im Raum Imst besteht ein spürbares Angebotsvakuum in der öffentlichen Bäderinfrastruktur. Ein neues, zentral gelegenes Regionsbad wäre grundsätzlich wünschenswert – insbesondere für Schulen, Vereine und Sportschwimmer, die aktuell lange Wege in Kauf nehmen müssen.
Gleichzeitig wurde klar:
Viele Gemeinden verfügen weder über geeignete Grundstücke noch über die finanziellen Mittel, um ein Bad dieser Dimension zu errichten und jährlich zu stützen. Auch im Raum Imst ist mittelfristig nicht mit einem neuen Regionsbad zu rechnen.
Eine der nächstgelegenen Anlagen befindet sich in Pettneu – ideal gelegen direkt an der Schnellstraßenabfahrt und bereits heute überregional frequentiert.
Die Gemeinde plant, das bestehende Hallenbad zu sanieren und durch einen Badesee zu ergänzen, um ein ganzjähriges, attraktives Gesamtangebot zu schaffen. Einschließlich notwendiger Sanierungen entstand ein Investitionsbedarf im niedrigen zweistelligen Millionenbereich, der ohne Landesförderung nicht darstellbar wäre.
Kohl > Partner wurde beauftragt, die wirtschaftlichen Auswirkungen der geplanten Erweiterung zu analysieren und Szenarien zur parallelen bzw. saisonal abgestimmten Öffnung des Hallenbads zu prüfen.
Das Ergebnis:
Trotz sehr günstiger Eintrittspreise beim Badesee lässt sich – bei klug abgestimmter Öffnung des Hallenbads – ein operativ betriebswirtschaftliches Nullsummenspiel erreichen. Für Einheimische und Gäste entsteht dadurch ein ganzjährig nutzbares, attraktives Angebot, ohne weiteren zusätzlichen Zuschussbedarf.
1. Standortentscheidungen folgen der Realität – nicht dem Reißbrett
Freizeitinfrastrukturen lassen sich nicht theoretisch verordnen. Sie müssen dort entstehen, wo Fläche, Erreichbarkeit, Nachfrage und Investitionsbereitschaft zusammenpassen. Pettneu erfüllt diese Kriterien.
2. Große Investitionen brauchen politische Zusammenarbeit
Ohne enge Abstimmung zwischen Gemeinde, Land und Tourismus sind Infrastrukturprojekte dieser Größenordnung nicht umsetzbar.
3. Synergien stärken die Wettbewerbsfähigkeit
Die Kombination aus Hallenbad und Badesee schafft eine klare Qualitätssteigerung – und ermöglicht operative Synergien im Betrieb.
4. Abgestimmte Öffnungszeiten verbessern die Wirtschaftlichkeit
Die Feinjustierung von Betriebszeiten und Angebotskonzept führt zu spürbaren Kosteneffekten und macht ein auch zukünftig vertretbares Ergebnis möglich.